Nebenwirkungsmanagement in der Krebstherapie

Als Nebenwirkungen generell werden weitere, unerwünschte Wirkungen oder Beschwerden eines Arzneimittels bezeichnet, die neben der gewollten Hauptwirkung auftreten. In spezialisierten Apotheken finden Sie kompetente Ansprechpartner, die Sie bezüglich Ihrer Nebenwirkungen beraten und Ihnen Wege aufzeigen, diese zu lindern. 

Auf einen Blick

  • Abhängig von der Therapieform können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten
  • Onkologen und spezialisierte Apotheker helfen bei der Prävention und Linderung
  • Nebenwirkungen nehmen meist mit dem Ende der Behandlung wieder ab
  • Unbehandelte Nebenwirkungen können durchaus gefährliche Folgen haben

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Warum kommt es zu Nebenwirkungen durch die Krebsbehandlung?

Nebenwirkungen treten bei einer Krebsbehandlung in der Regel dann auf, wenn durch die jeweilige Behandlungsform (wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie) neben den Tumorzellen auch gesunde Zellen angegriffen und geschädigt oder anderweitig beeinflusst werden.

So bewirkt eine Chemotherapie beziehungsweise der Einsatz von Zytostatika beispielsweise eine Hemmung der Teilung und Vermehrung der Tumorzellen. Doch von diesem Effekt sind leider oft auch gesunde Zellen betroffen, insbesondere in schnellwachsenden Geweben wie der Haut oder Schleimhäuten. Auch die Blutbildung im Knochenmark ist durch die Chemotherapie nicht selten negativ beeinflusst.

Was sind die häufigsten Nebenwirkungen einer Krebstherapie?

Die auftretenden Nebenwirkungen und deren Intensität sind unter anderem abhängig von der gewählten Behandlungsart. Außerdem ist die Verträglichkeit der Behandlung bei jedem Patienten unterschiedlich.

Die folgenden Nebenwirkungen können bei den einzelnen Behandlungsformen unter anderem auftreten. Bitte beachten Sie: Dies ist keine vollständige Auflistung. Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten!

Nebenwirkungen einer Chemotherapie

  • Fatigue (erhöhte Erschöpfung)
  • Fieber
  • Blutarmut (Anämie)
  • Hautbeschwerden wie Trockenheit oder Juckreiz
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Appetitlosigkeit
  • Haarausfall
  • Konzentrationsstörungen
  • Veränderungen im Mundraum (zum Beispiel Entzündungen)

 

Nebenwirkungen einer Bestrahlung

Abhängig vom bestrahlten Bereich:

  • Rötungen, trockene oder nässende Hautstellen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Seh- oder Hörprobleme
  • Haarausfall
  • Schleimhautentzündungen
  • Mundtrockenheit
  • Geschmacksstörungen
  • Durchfälle
  • Lymphödeme (übermäßige Ansammlung von Lymphflüssigkeit)

 

 

Nebenwirkungen einer Immuntherapie

  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Müdigkeit
  • Husten (und Auswurf)
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Depressive Verstimmungen
  • Blutdruckschwankungen
  • Hautreaktionen wie Juckreiz

 

Nebenwirkungen einer Antihormontherapie

  • Schwitzen und Hitzewallungen
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Gelenk- und Knochenschmerzen
  • Libidoverlust
  • Ungewollte Gewichtszunahme
  • Blutbildveränderungen
  • Erektionsprobleme bei Männern

 

Nebenwirkungen von zielgerichteten Therapien

  • Akneähnliche Hautauschläge
  • Verringerte oder übermäßige Blutgerinnung
  • Appetitmangel oder Völlegefühl
  • Wundheilungsstörungen
  • Gliederschmerzen
  • Erhöhte Leber- und Nierenwerte
  • Fatigue
  • Durchfall
  • Bluthochdruck

 

Nebenwirkungen von operativen Behandlungen

  • Blutungen
  • Schmerzen
  • Wundinfektionen
  • Lymphödeme

Wer kann bei Nebenwirkungen helfen?

Neben dem behandelnden Arzt ist auch eine onkologische Fachapotheke eine gute Anlaufstelle für die Beratung zur Nebenwirkungslinderung. In der spezialisierten Apotheke gibt es besonders onkologisch geschultes Personal (Apotheker und PTA), das Sie gerne während sowie nach der Krebstherapie vollumfänglich unterstützt. Neben der eigentlichen Versorgung mit den benötigten Krebsmedikamenten gehört hierzu auch die Beratung und Empfehlung von Mitteln zur Linderung Ihrer Therapienebenwirkungen oder die Unterstützung durch geeignete Nahrungsergänzungsmittel.

Jegliche Einnahme von weiteren Medikamenten oder Supplements sollten Sie unbedingt im Vorfeld mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen. Lassen Sie sich außerdem von einem Fachapotheker beraten. Nutzen Sie die Apothekensuche und finden Sie Ihre Kompetenzapotheke.

Wie lassen sich akute Nebenwirkungen behandeln?

Eines vorab: Viele Krebspatienten denken, dass sie die Nebenwirkungen als Teil einer wirksamen Therapie hinnehmen und ertragen müssen – dem ist oft nicht so. Häufig gibt es Möglichkeiten, die Nebenwirkungen zu behandeln oder zumindest abzumindern und so Ihre Lebensqualität wesentlich zu verbessern. Sprechen Sie daher ganz offen mit Ihrer onkologischen Fachapotheke über Ihre Nebenwirkungen. Gemeinsam finden sie für Sie mögliche Behandlungsoptionen.

Abhängig davon, welche Nebenwirkung auftritt, stehen verschiedene Mittel zur Linderung zur Verfügung. In Folgendem möchten wir beispielhaft auf einige ausgewählte und häufig auftretende Nebenwirkungen eingehen.

Hilfe bei Übelkeit/Erbrechen:
Hier kommt vor allem die Arzneimittelgruppe der Antiemetika zum Einsatz. Sie mindern Übelkeit und reduzieren den Brechreiz. Bei vielen Chemo- und Strahlentherapien sind sie fester Bestandteil der Medikation, um Übelkeit und Erbrechen schon von vornherein vorzubeugen.

Hilfe bei Durchfall:
Abhängig von der Intensität des Durchfalls und der angewandten Krebstherapie, können verschiedene Medikamente beziehungsweise Wirkstoffe zur Linderung gewählt werden. Bei Durchfall durch Chemotherapien oder Bestrahlungen hat sich zum Beispiel der Wirkstoff Loperamid bewährt.

Hilfe bei Hautreaktionen:
Es gibt hochwertige Pflegeprodukte, die speziell für die durch die Krebstherapie beanspruchte Haut entwickelt wurden. Diese können dabei helfen, Hautreaktionen wie Trockenheit, Juckreiz oder Ausschlag zu lindern oder gar vorzubeugen. Eine Beratung und Behandlung bei spezialisierten onkologischen Kosmetikern kann hierbei unterstützen.

Achtung: Behandeln Sie Ihre Therapienebenwirkungen nicht auf eigene Faust, sondern lassen Sie sich kompetent und umfangreich von Ihrer onkologischen Fachapotheke zu den unterschiedlichen Optionen beraten. Bei plötzlich auftretenden und starken Nebenwirkungen oder Nebenwirkungen, die im Rahmen einer Immuntherapie auftreten, melden Sie sich bitte unbedingt bei Ihrem behandelnden Arzt.

Wie lange halten die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung an?

Die meisten Nebenwirkungen – auch stark ausgeprägte – nehmen mit dem Ende der Behandlung wieder ab. Jedoch kann es einige Zeit dauern, bis sie komplett abgeklungen sind. Daher kann auch im Anschluss an die Therapie eine Behandlung der Nebenwirkungen mit entsprechenden Präparaten noch sinnvoll sein.

Wenn Sie sich bezüglich der Dauer Ihrer Nebenwirkungen unsicher sind oder Fragen zu den Linderungsmöglichkeiten haben, wenden Sie sich am besten an Ihren Onkologen und ergänzend dazu an die onkologische Fachapotheke Ihres Vertrauens.

Lassen sich die Nebenwirkungen einer Krebstherapie vorbeugen?

Ganz klar, ja. Gegen einige typische Nebenwirkungen der Krebsbehandlung können schon zum Beginn der Behandlung gezielt Medikamente verordnet werden, sodass die Beschwerden unter Umständen gar nicht oder in milderer Form auftreten. 

So werden beispielsweise oft schon standardmäßig Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen verschrieben, wenn davon auszugehen ist, dass die Therapie (wie Chemo- oder Strahlenbehandlung) diese Nebenwirkungen auslösen wird. Und auch mit der richtigen Hautpflege können Sie aktiv zur Vorbeugung von unangenehmen Hautreaktionen beitragen.

Wenn Sie Fragen zur Nebenwirkungsprophylaxe haben oder sich unsicher sind, ob in Ihrer Gesamtmedikation bereits entsprechende Mittel enthalten sind, lassen Sie sich am besten durch Ihren Onkologen oder eine auf Krebs spezialisierte Apotheke beraten. Leider gibt es nicht gegen alle Nebenwirkungen vorbeugende Mittel, aber sie werden sehen, dass es doch einige Wege gibt, Ihnen die Krebstherapie ein wenig erträglicher zu machen.

Wie gefährlich können Nebenwirkungen sein?

Bleiben Nebenwirkungen der Krebsbehandlung unbehandelt, kann das unterschiedlichste Folgen haben.

Durch Appetitlosigkeit, anhaltende Übelkeit und Erbrechen oder häufige Durchfälle kann es zum Beispiel zu einer generellen Mangelernährung oder der Unterversorgung mit einzelnen, wichtigen Nährstoffen kommen. Die Folgen daraus sind vielfältig: Erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Erkrankungen (wie Lungenentzündungen), Wundheilungsstörungen und verringerte körperliche Leistung sind nur wenige mögliche Konsequenzen einer Mangelernährung. Auch lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen sind denkbar.

Die Nebenwirkungen einer Krebstherapie sind durchaus ernst zu nehmen. Zum einen, weil unbehandelt teils gefährliche Folgen drohen, zum anderen, weil sie Sie als Krebspatient in Ihrer Lebensqualität deutlich einschränken. Lassen Sie sich daher neben Ihren Onkologen auch ergänzend durch eine onkologische Fachapotheke zum Nebenwirkungsmanagement beraten, um so alle für Sie möglichen Optionen der Linderung zu finden.  

Übrigens: Eine Beratung und Versorgung ist in einigen ausgewählten onkologischen Spezialapotheken auch digital möglich, beispielsweise während eines Videogesprächs. So müssen Sie nicht auf Ihre Beratung verzichten, selbst wenn Sie sich aufgrund Ihrer Beschwerden vielleicht nicht fit genug für einen Apothekenbesuch vor Ort fühlen.

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Zuletzt geändert am: 23.08.2022
Autor
Expertengremium Apotheken

Hauptautorin: Julia Schwanfelder - Apothekerin der ABF- Apotheke in Fürth
Weiterführende Informationen finden Sie unter krebs-und-ich.de.

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Krebs-und-Ich.de Nebenwirkungen der Chemotherapie / Krebsbehandlung. https://www.krebs-und-ich.de/ratgeber/nebenwirkungen/artikel/?utm_source=staerker-gegen-krebs&utm_campaign=nebenwirkungsmanagement; Letzter Abruf: 01.07.2022

Onkopedia Onkopedia Leitlinien. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines; Letzter Abruf: 01.07.2022

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