Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Brustkrebs? Welche Faktoren müssen bei der Behandlung berücksichtigt werden?

Auf einen Blick

  • Bei der Therapie des Mammakarzinoms sind einige Faktoren zu berücksichtigen
  • Therapiemöglichkeiten: Operation, Chemotherapie, Immuntherapie, Strahlentherapie, zielgerichtete Krebstherapie,Hormontherapie 

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Welche Faktoren müssen bei der Brustkrebstherapie berücksichtigt werden?

  • In welcher Phase befinden Sie sich?
    • Prämenopausal: Zeit vor der Menopause
    • Perimenopausal: Die Zeit, in der eine Frau vom gebärfähigen Alter in die Menopause übergeht
    • Postmenopausal:Der letzte Abschnitt der Wechseljahre. Er beginnt zwölf Monate nach der letzten Regelblutung (Menopause)
  • Bei  der prämenopausalen (und ggf. je nach Laborwerten auch bei der perimenopausalen ) Frau ist bei der endokrinen Therapie die interferierende Hormonproduktion der Eierstöcke zu berücksichtigen und durch Gonadotropingabe Gn-RH (mit blockierender Wirkung der geschlechtshormonsteuernden Funktion der Hirnanhangsdrüse ) zu blockieren, da funktionierende Eierstöcke in der Lage sind, den hormonblockierenden Effekt der Medikamente zu übertreffen.
  • Neoadjuvant (induktiv), sog. PST= primär systemische Therapie: Die Therapie (Chemotherapie oder Strahlentherapie oder in Kombination) wird eingesetzt, um die Tumormasse vor einem geplanten operativen Eingriff zu reduzieren
  • Operation (kurativ = Ziel der vollständigen Wiederherstellung der Gesundheit) möglichst brusterhaltend, sog. BET= brusterhaltende OP
  • Postneoadjuvant (unmittelbar postoperative Fortsetzung der neoadjuvanten Therapie)
  • Radiatio (ggf. Strahlentherapie parallel zur adjuvanten Therapie)
  • Adjuvant (unterstützend mit kurativer Intention). Eine adjuvante“ Chemotherapie hat das Ziel, möglicherweise verbliebene Tumorreste und Metastasen zu bekämpfen
  • Palliativ (metastasiert, keine Heilung mehr möglich, Aufhalten)

Die Stadieneinteilung erfolgt nach dem TNM-System:

  • T= Tumorgröße  (<2, 2-5, >5 cm)
  • Der Zusatz p bedeutet histologisch invasiv bestimmt, der Zusatz c bedeutet nur klinisch bestimmt ohne histologische Sicherung, die jedoch durch Biopsie immer angestrebt werden sollte
  • N= Lymphknoten-Befall
  • M= Metastasierung (Tochtergeschwülste oder Filiae)
  • Histologie: luminal (von Drüsen ausgehend), duktal (von Milchgängen ausgehend), medullär
  • Grading  (Differenzierungsgrad der Tumorzellen; G3 undifferenziert = aggressiv)
  • G2 (intermediär mit unklarer Prognose) kann z.B. durch Oncotype DX oder Endopredict weiter differenziert werden; bei G1 besteht eine Empfindlichkeit gegenüber Chemotherapie
  • Hormonrezeptoten (HR) in %: ER = Östrogenrezeptoren, PR = Progesteronrezeptoren
  • HER-Status : 1+ neg, 2+ unklar, 3+ positiv; bei Her2+ wird ein Spezialtest angeschlossen, um ein definitives Ergebnis zu erhalten
  • Ki67: Mitosereichtum des Gewebes und damit Proliferationsgeschwindigkeit; Ki >25% gilt als rasch wachsender dynamischer Tumor
  • Mutationen: z.B. TP53, BRCA 1+2, PD-L1
  • Luminal A:  HR-positiv, Ki <20
  • Luminal B:  HR-positiv, Ki >25
  • HER-Typ:  HER-positiv, jeweils HR-positiv oder -negativ
  • Triple negativ: HR-negativ und HER-negativ
  • Basal-like: keine Rezeptoren, Mutationen

Tumorformel bei Brustkrebs

Eine vollständige Tumorformel, die immer bestimmt werden sollte, lautet: prämenopausales duktales MC im Stadium pT1 pN1 M0 G3, ER 90 %, PR 15 %, HER 1+, Ki 35 %.

In der Regel sollte ein HR-positiver Tumor immer in mehreren Stufen endokrin (endokrinen Therapie = Antihormontherapie) behandelt werden. Lediglich bei kritischem Organbefall (z.B. progrediente Lebermetastasierung) ist eine Polychemotherapie in Erwägung zu ziehen.

Wichtig zu wissen: Insbesondere bei Tumorgröße über 2 cm und HER-Positivität sollte eine primär systemische (neoadjuvante) Chemotherapie erfolgen, da diese Tumoren in der Regel schlecht radikal und nur mit großem Gewebeverlust operabel sind, sodass eine BET (brusterhaltende Therapie) schwierig und kosmetisch unbefriedigend ist. Im Std pT1 (Tumor <2cm) und 1-2- LK kann die primäre Operation mit nachfolgender adjuvanter Therapie gewählt werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Brustkrebs?

Wie wird Krebs in der Brust operiert?

Eine Therapiemöglichkeit, Brustkrebs zu behandeln, ist die Operation. Auch heutzutage ist bei malignen Karzinomen im Bereich der Brust die operative Entfernung von grundlegender Bedeutung. Hierbei ist allerdings weit überwiegend eine Erhaltung der Brust möglich.

Brusterhaltende Operation

Für brusterhaltende Operationen besteht generell für die Betroffenen kein erhöhtes Risiko, an einem Tumorrezidiv zu erkranken, als bei einer radikalen Entfernung der Brust. Das entscheidende Kriterium hierbei besteht darin, dass das Tumorgewebe restlos entfernt wurde. Von einer vollständigen Entfernung des Tumors ist auszugehen, wenn die histologische Untersuchung des Schnittrandes keine Tumorzellen mehr zeigt und anschließend eine Bestrahlungstherapie stattfindet.

Letzten Endes ist bei jeder Patientin unter Einbeziehung der bildgebenden Verfahren, der klinischen Ergebnisse und Pathologiebefunde über die individuelle Indikation für eine brusterhaltende Operation zu entscheiden.

Operation bei metastasiertem Brustkrebs

Im Falle eines metastasierten Brustkrebs besteht für die Erkrankung keine Heilungschance. Früher wurde bei solchen Befunden keine operative Entfernung des Karzinoms vorgenommen. Anstelle dessen kamen hier lediglich Bestrahlung und systemische Therapien zur Anwendung.

Welche Hormontherapie ist die richtige?

Die Antihormontherapie ist eine medikamentöse Therapiemöglichkeit, die dazu dient, das Wachstum des Tumorgewebes aufzuhalten oder zu reduzieren. Je nach Behandlung kann die betroffene Patientin weiterhin ihre Fruchtbarkeit erhalten. Es kommt ggf. zu einem Wiedereinsetzen der Menstruationsblutung.

Die Antihormontherapie ist – wie auch die Chemotherapie – im gesamten Organismus (systemisch) wirksam, wodurch auch kleine, mit der aktuellen Technik noch nicht diagnostizierbare Tumorherde (adjuvant) behandelt werden. Gegenüber der Chemotherapie bietet die endokrine Therapie den Vorteil, dass das gesunde Zellgewebe – trotz Beeinflussung durch Hormonentzug – durch die Behandlung nicht attackiert wird. Dennoch kann es bei der Antihormontherapie zu Nebenwirkungen kommen.

Die Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) stellt neben der operativen Entfernung und der Behandlung mit Medikamenten bei von Brustkrebs betroffenen Frauen die häufigste Therapiemethode dar. Bei der Strahlentherapie erfolgt mittels hochdosierter, ionisierender Strahlung eine Schädigung der Zellen im Bereich der Bestrahlung. Hierbei werden (z.B. mittels Röntgenstrahlung) sowohl gesunde als auch Karzinomzellen geschädigt. Bei Karzinomzellen besteht im Vergleich zu anderen Zellen des menschlichen Körpers eine weniger effektive Fähigkeit zur Zellregeneration. Krebszellen sind nicht dazu in der Lage, die strahlungsbedingten Defekte zu reparieren und sterben somit vermehrt ab.

Betroffene, bei denen ein Brustkrebs im Frühstadium diagnostiziert wurde und bei denen das Risiko, ein Rezidiv zu erleiden, als gering eingestuft wird, müssen nicht in jedem Fall eine Chemotherapie durchlaufen. Dies gilt überwiegend für Patientinnen in der Postmenopause, bei denen ein Hormonrezeptor-positives und HER2-negatives Mammakarzinom ohne befallene Lymphknoten diagnostiziert wurde. In solchen Fällen reicht eine Antihormontherapie aus. Für die zukünftige Früherkennung dieser Gruppe von Patientinnen können Gen- und Biomarkertests eingesetzt werden.

Bei Befall von mehr als 3 axillären LK und bei Luminal B-Tumoren (Ki67 >25) ist eine systemische, zytotoxische Chemotherapie über 6 Monate indiziert, die nach Möglichkeit neoadjuvant appliziert werden sollte. So kann bei der nachfolgenden Operation der Therapieeffekt abgeschätzt  werden. Hier und bei metastasierter Erkrankung gibt es viele standardisierte Chemovarianten, die eine gründliche Erfahrung des Onkologen erfordern, da sie mit zahlreichen Nebenwirkungen (u.a. Haarausfall) verbunden sind. Gängige Chemoprotokolle sind das EC-Pac (4x Epirubicin / Cyclophosphamid - 12x Paclitaxel) oder EC-Doc (je 4x Epirubicin / Cyclophosphamid - Docetaxel oder das anthracyclinfreie DC (6x Docetaxel / Cyclophosphamid). Ihr Onkologe ist verpflichtet, Sie schriftlich über die speziellen Nebenwirkungen dieser Therapien aufzuklären. Trauen Sie sich, unverstandene Sachverhalte nachzufragen.

Bei HER-positiven Tumoren sollte immer ein neoadjuvantes Setting erfolgen. In Kombination mit der konventionellen Chemotherapie werden Trastuzumab (Herceptin, Generika)  und Pertuzumab (Perjeta) über 12 Monate alle 3 Wochen gegeben. Diese Therapie benötigt eine individuell ausgerichtete, sog. supportive (unterstützende) Begleittherapie, die einer großen Erfahrung des Onkologen bedarf.

Bei erfolgter Skelettmetastasierung gibt man zusätzlich Bisphosphonate (Zometa, Ibandronat) oder Denosumab (Xgeva). Die antiemetische Therapie erfolgt individuell und kann ggf. schrittweise gesteigert werden. Therapiebedingtes Erbrechen sollte es nicht mehr geben.

Die sogenannte zielgerichtete Krebstherapie stellt einen erst kürzlich entwickelten Behandlungsansatz aus dem Bereich der Molekularbiologie dar. Hierbei werden spezifische Wirkstoffe eingesetzt, die lediglich die Krebszellen angreifen – und nicht wie bei der unspezifisch wirkenden Chemotherapie auch gesunde Zellen. Diese Behandlungsmethode belastet die Betroffene im Vergleich zu anderen Therapien weniger körperlich.

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Zuletzt geändert am: 28.07.2023
Autor
Expertengremium Onkologie

Hauptautor: Dr.med. Wolfgang Abenhardt - Facharzt für Hämatologie und Onkologie

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AGO e. V (2023) Empfehlungen gynäkologische Onkologie Kommission Mamma. https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma; Letzter Abruf: 28.07.2023

AGO e. V (2019) AGO Brustkrebs Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen. https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/AGO_Brustkrebs_2019.pdf; Letzter Abruf: 28.07.2023

Deutschen Krebsgesellschaft, Deutschen Krebshilfe & Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften (2021) Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 3.0. In: Deutschen Krebsgesellschaft, Deutschen Krebshilfe & Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-045OLl_S3_Mammakarzinom_2021-07.pdf; Letzter Abruf: 28.07.2023

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (o. D.) Brustkrebs: Diagnose, Therapie und Nachsorge. In: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs; Letzter Abruf: 05.04.2021

Patientenleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, Deutschen Krebshilfe & Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften (o. D.) Patientenleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft. In: Patientenleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, Deutschen Krebshilfe & Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften. https://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/leitlinien.html; Letzter Abruf: 28.07.2023

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