Nicht-kleinzellige Lungenkarzinome werden sowohl örtlich mit lokal wirksamen (Operation, Strahlentherapie) als auch im gesamten Körper, also systemisch wirkende Therapien (Chemotherapie, zielgerichtete Therapie, Immuntherapie) behandelt. Meist werden die Behandlungsmethoden kombiniert angewandt.
Beim nichtkleinzelligen BC (NSCLC) unterscheidet man im Wesentlichen drei histologische Subtypen:
- Adeno-Ca (mit Neigung zu Fernmetastasierung)
- Plattenepithel-Ca (PE-Ca) mit bevorzugter LK-Metastasierung
- Großzelliges Ca
Auch die Therapie des NSCLC erfolgt stadienabhängig. Bis zu einem Stadium IIIA (Tumorgröße bis 7cm), N2 (ipsilaterale= gleichseitige mediastinale LK ) kann potenziell radikal operiert werden, wobei ab T2 eine adjuvante Chemotherapie (in der Regel Carboplatin/Taxol) angeschlossen wird. In höheren Stadien erfolgt die möglichst simultane Radiochemotherapie.
Im metastasierten Stadium ist die molekularpathologische Differenzierung des Tumors bezüglich der sogenannten Treibermutationen unerlässlich (EGFR, EML-ALK, ROS1, PD-L1, MET und weitere). Heutzutage nutzt man bevorzugt eine sogenannten Panel-Diagnostik, wobei eine Vielzahl an Genveränderungen in einem Schritt untersucht wird. EGFR und EML-ALK sind die wichtigsten Genmutationen, da es zielgerichtete hocheffektive Medikamente dagegen gibt. Werden keine Treibermutationen gefunden , erfolgt die konventionelle zytotoxische Polychemotherapie, beim Adeno-Ca vorzugsweise Cisplatin/Pemetrexet (Alimta), ggf. in Kombination mit Avastin, beim PE-Ca. vorzugsweise Cisplatin/Gemcitabin. Beim PE-Ca. ist Avastin kontraindiziert. Eine VEGF-wirksame Alternative ohne Einschränkung wäre das Ramucirumab (Cyramaza) oder das Nintedanib (Vargatef) in Kombination mit Docetaxel. Speziell beim PE-NSCLC ist in erster Linie eine Kombination von Necitumumab(Portrazza), einem EGFR-Inhibitor, mit Cisplatin/Gemcitabin zugelassen. Weitere effektive Zytostatika sind Carboplatin, Taxane, Vinorelbin und andere.
Beim Vorliegen sog. Treibermutationen stehen bei der EGFR-Mutation
- Gefitinib (Iressa)
- Erlotinib (Tarveva) auch in Kombination mit Avastin
- Afatinib (Giotrif)
- Dacomitinib (Vizimbro)
zur Verfügung. Giotrif und Vizimbro haben einen speziellen Effekt auf die L858R-Mutation.
Alle diese Medikamente sind allerdings wenig effektiv bei der T790M-Mutation, die sich als Resistenzmutation entwickeln kann. Hier durchbricht Osimertinib (Tagrisso) allein die Resistenz, so dass nach neuer Studienlage der primäre Einsatz von Tagrisso empfohlen wird. Die T790M-Muation kann aus dem Blut durch die sogenannte "liquid biopsy" bestimmt werden.
Bei der EML-ALK- Mutation stehen therapeutisch zur Verfügung:
- Crizotinib (Xalkori) 1.Linie
- Ceritinib (Zykadia) 2.Linie
- Alectinib (Alecensa) 1+2.Linie
- Brigatinib (Alunbrig) 2+3.Linie
- Lorlatinib (Lorviqua) 2+3.Linie
Eine weitere elementare Therapieschiene ist die Immun(chemo)therapie. Bei hoher PD-L1-Expression >50% erfolgt die alleinige Gabe von Pembrolizumab (Keytruda). Bei PD-L1-Expression 1-49% gibt es verschiedene Alternativen, in der Regel in Kombination mit Chemotherapie (Carboplatin/Taxan) :
- Nivolumab (Opdivo) +/- Ipilimumab (Yervoy)
- Pembrolizumab (Keytruda)
- Atezolizumab (Tecentriq) +/- Avastin
- Durvalumab (Imfinzi) als Erhaltungstherapie nach Platintherapie im Std. III des NSCLC
- Bei Opdivo besteht keine klare Korrelation zur PD-L1-Expression, so dass auch ein Einsatz
- bei PD-L1 < 1% möglich ist.
- Bei ca. 30% der Patienten führt die Immun(chemo)therapie mit Immunerhaltung zu einer Langzeitstabilisierung ( „tail of curve“)
Insbesondere bei jungen Patienten und Nichtrauchern sollte bei nicht auffindbarer Treibermutation eine Vorstellung im molekularen Tumorboard erfolgen, um nach seltenen Mutationen (NTRK, MET, RET, BRAF, PI3K ua) zu suchen, die selten noch eine target-Therapie ermöglichen.