Metastasen im Körper gefunden
„Das war der Tag, an dem ich die letzte Medikation erhalten habe“, betont Frederichs, der zu dem Zeitpunkt bereits an der Fachhochschule Münster Gebäudetechnik studiert hat. Das Studium hat er erfolgreich absolviert und mit dem Bachelor of Engineering abgeschlossen. Die Freude über die letzte Chemotherapie währte aber nicht lange. Am 13. Februar 2018 folgte die nächste niederschmetternde Nachricht für den Rhauderfehner. Während einer CT-Untersuchung wurden Metastasen im Körper gefunden. „Der Krebs hatte gestreut“, sagt Frederichs. Er musste erneut operiert werden, Mitte April 2018 begann eine weitere Chemotherapie. „Seit dem 8. Juni befinde ich mich in Vollremission.“ Das bedeutet, dass sich keine Krebsreste mehr im Körper befinden. Seitdem fühlt Frederichs sich wieder gut, hat mittlerweile sein Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeitet in einem Ingenieurbüro in Oldenburg.
„Ich werde natürlich engmaschig überprüft. Alle drei Monate muss ich zur Kontrolle. Neben einer Ultraschalluntersuchung wird dann außerdem mein Blut auf Tumormarker untersucht. Anfangs hatte ich große Angst, dass die Ärzte wieder etwas finden. Doch mittlerweile sind die Untersuchungen Routine.“
Bei Chemotherapie fielen die Haare aus
Kai Frederichs ist froh darüber, dass er in dieser schweren Zeit sehr viel Unterstützung von seiner Familie erfahren hat. „Meine Eltern und meine beiden Brüder waren immer für mich da, sie haben sich rührend um mich gekümmert und mich in den Phasen, in denen es mir nicht gut ging, immer wieder aufgebaut“, sagte der Rhauderfehner, der im August 2018 einen weiteren Schicksalsschlag verkraften musste– den Tod seines Vaters.
Aber nicht nur seine Familie war für den heute 27-Jährigen immer eine wichtige Stütze, sondern auch seine Freunde. „Auch sie haben mich immer unterstützt.“ Während der Chemotherapie im Dezember 2017 fielen dem Rhauderfehner die Haare aus. Am zweiten Weihnachtstag, hat er sich dann nach eigenen Angaben wegen des starken Haarausfalls dazu entschlossen, sich eine Glatze zu rasieren.
„Den 27. Dezember 2017 werde ich auch nicht vergessen. Es klingelte an der Tür bei meinen Eltern. Meine Mutter sagte, ich sollte hingehen. Und als ich die Tür öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Meine Freunde standen draußen. 18 Jungs mit Glatze. Diese Geste hat mir für die laufende Chemotherapie viel Kraft gegeben“, so der Rhauderfehner.
Viel Kraft gibt Kai Frederichs auch die Trainingstherapie für Krebspatienten. Zweimal die Woche absolviert er das spezielle Training an den Geräten.
„Es ist ein tolles Glücksgefühl“
„Ob Fahrradfahren, das Laufen auf dem Laufband oder der Aufbau der Rücken- und Brustmuskulatur das Training fordert mich. Aber ich bin nach jeder Einheit auch froh darüber, dass ich das Programm erfolgreich absolviert habe. Es ist ein tolles Glücksgefühl.“
Aber auch die Gespräche, die er mit Studentin Hannah-Deike Schwaldat führt, seien sehr wichtig. „Es ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich erhalte viele Anregungen und setze mich intensiv mit meiner Krankheit auseinander“, betont Frederichs. Mit seiner Teilnahme an der Studie möchte der Rhauderfehner anderen Krebspatienten Mut machen. „Ich möchte deutlich machen, dass man nie aufgeben darf. Man muss positiv denken, dann kann man alles schaffen.“ Studentin Hannah-Deike Schwaldat freut sich darüber, dass Kai Frederichs wie die anderen Teilnehmer auch, einen Beitrag für die Studie leistet. „Aus meiner Sicht läuft die Trai-ningstherapie trotz Corona-Unterbrechung gut. 30 Personen nehmen teil. Von den Probanden höre ich durchweg Positives, was die körperliche Fitness anbelangt“, sagt die Studentin. Ende August fanden die Abschlussuntersuchung in Form eines Krafttests und eines Ausdauertests statt, außerdem musste ein Fragebogen ausgefüllt werden. Der nimmt Bezug auf die Lebensqualität von Krebspatienten. „Diese Daten werde ich dann auswerten und mit der Untersuchung zu Beginn vergleichen.“
Zusammenarbeit mit der Uni Köln
Schwaldat absolviert bei Physio Aktiv in Rhauderfehn ein Duales Studium. In Zusammenarbeit mit der Uni Köln untersucht sie, wie sich Gesundheitscoaching sowie Kraft- und Ausdauertraining auf die Lebensqualität von Krebspatienten unter anderem während der Chemotherapie und kurz danach auswirkt. Diese Studie fließt in ihre Masterarbeit ein.