Perkutane Strahlentherapie 

Nachfolgend erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur perkutanen oder „externen“ Strahlentherapie, zur Bedeutung, den Arten und Unterschieden, Voraussetzungen, Abläufen, möglichen Nebenwirkungen und Kosten.

Auf einen Blick

  • Die perkutane oder externe Strahlentherapie ist eine Bestrahlung „von außen“. Das bedeutet die Strahlenquelle befindet sich außerhalb vom Patienten

  • Bei einer perkutanen Bestrahlung ist es wichtig, dass so viel Strahlung wie möglich im Tumor ankommt, während das umliegende Gewebe maximal geschont wird. Dafür ist eine möglichst genaue Positionierung des Patienten nötig

  • Es gibt unterschiedliche Arten der perkutanen Strahlentherapie

  • Es gibt es unterstützende Techniken, die die Genauigkeit der Bestrahlung erhöhen können

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist die perkutane Strahlentherapie?

Bestrahlung von außen = perkutane Radiotherapie, Teletherapie, externe Strahlentherapie (griechisch, dt. „Fern- oder Abstands-Therapie“)

Am häufigsten werden Bestrahlungen mit einer Strahlenquelle außerhalb des Patienten durchgeführt, die sogenannte perkutane Radiotherapie. Die Bestrahlung erfolgt aus einiger Entfernung. Damit die Strahlung stark genug ist, werden meist Linearbeschleuniger verwendet, die ultraharte Röntgenstrahlen (für Tumoren tief im Körper) oder Elektronen (negativ geladene Teilchen, die nur wenige Zentimeter tief in den Körper eindringen) generieren. Der Strahl tritt aus dem Kopf des Bestrahlungsarms aus.

Bei einer perkutanen Strahlentherapie liegen die Patienten auf einer Liege und müssen meist fixiert werden, weil sie sich nicht bewegen dürfen. Nur so erreichen die Strahlen die vorgesehene Stelle im Körper. Die Bestrahlungseinrichtung und die Liege können sich bewegen und so auf die zu bestrahlende Stelle gerichtet werden, während die Einstrahlwinkel so verändert werden können, dass nicht immer dasselbe gesunde Gewebe mitbestrahlt wird. Auch Atembewegungen können so ausgeglichen werden.

Welche Arten der perkutanen Strahlentherapie gibt es?

Es gibt unterschiedliche Arten der perkutanen oder externen Strahlentherapie:

  • Konventionelle Strahlentherapie: Bestrahlung mit eindimensionalen „flachen“ Strahlenfeldern
  • Konformationsbestrahlung oder 3D-konformale Strahlentherapie: Anpassung der Bestrahlung an genaue Form und Größe des Tumors (mittels Computertomogramm – CT), damit das umliegende Gewebe maximal geschont wird. Bei der 3D-Berechnung (auf Basis eines Planungs-Computertomogramms der zu bestrahlenden Körperregion) werden die Bestrahlungswinkel der Bestrahlungsfelder festgelegt. Der Vorteil ist, dass außerhalb des Strahlverlaufs keine Dosisbelastungen entstehen (von der sogenannten Streustrahlung abgesehen). Es können aber auch Bestrahlungsfelder aus drei und vier verschiedenen Richtungen auf ein Zielvolumen gerichtet werden.

Bei der perkutanen Radiotherapie sollte das Zielvolumen im Patienten idealerweise fixiert sein, so dass es genau getroffen werden kann. Seit einigen Jahren gibt es Techniken, damit nicht-vermeidbare Bewegungen des Körpers – wie die Atmung – registriert werden, genannt atmungsgesteuerte Radiotherapie

  • Stereotaktische Strahlentherapie: hierbei erfolgt eine punktgenaue Bestrahlung des Tumors, indem Strahlen aus verschiedenen Einstrahlwinkeln darauf abgegeben werden. Die Bestrahlung ist so genau, dass sie mit einem chirurgischen Eingriff vergleichbar ist, weshalb auch von Radiochirurgie gesprochen wird. Sie dient der Bestrahlung kleiner, gut abgegrenzter Tumore im Bereich von Kopf und Hals und z.B. Metastasen in Lunge, Leber, Prostata und Wirbelsäule. Es gibt für diese Präzisionsbestrahlung mehrere Geräte:
  • Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT): sie funktioniert ähnlich wie die 3-D konformale Strahlentherapie, da es sich um ihre Weiterentwicklung handelt. Das umgebene Gewebe kann bei diesem Verfahren noch besser geschont werden. Zudem kann die Stärke der Strahlung angepasst werden, so dass einige Bereiche des Tumors stärker oder schwächer bestrahlt werden können. Dadurch ist die Behandlung noch genauer. Die wird derzeit bei Prostatakrebs, Tumoren in Kopf, Mund, Hals und Rachen sowie im Verdauungstrakt und im Genitalbereich angewandt, also dort, wo das umliegende Gewebe besonders geschont werden muss.
  • Volumetric Intensity Modulated Arc Therapy (VMAT): diese Therapie ist eine Weiterentwicklung der Intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT). Sie lässt noch mehr Bestrahlungswinkel zu, da der Strahlerkopf um den Patienten rotieren kann. Die Bestrahlung wird kontinuierlich mittels CT kontrolliert, so dass Änderungen erfasst und die Bestrahlung angepasst werden kann.
  • Tomotherapie: sie ist eine Kombination aus der Intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT) und der Megavolt-CT-Bildgebung (MVCT). Sie ist extrem genau und wird bei bösartigen Tumoren und deren Metastasen eingesetzt. Auch wenn diese über den gesamten Körper verteilt sind, können diese in einer Bestrahlungssitzung behandelt werden.
  • Bildgesteuerte Strahlentherapie – Image guided radiotherapy (IGRT): hierbei wird die Strahlentherapie mit einem bildgebenden Verfahren, dem Cone-Beam-CT, kombiniert. Das bedeutet, das während der Bestrahlung auch immer wieder Bilder des Tumors, seiner genauen Lage und Größe, gemacht werden, die mit den ursprünglichen CT-Aufnahmen verglichen werden. Das erlaubt genaue Anpassungen bei Veränderungen, z.B. durch die Lage des Patienten oder Veränderungen des Tumors während der Therapieserie.
  • Ionentherapie oder Ionenbestrahlung: hierbei wird mit Protonen oder anderen schweren Ionen (geladenen Teilchen) bestrahlt. Diese Teilchen entladen ihre maximale Energie erst im Tumorherd. Das Gewebe, das sie zunächst durchdringen verlangsamt die Teilchen, wodurch ihre Energie erst freigegeben werden kann. Dadurch bekommt dieses Gewebe auch nur eine geringe Strahlung ab. Zur Ionenbestrahlung gehören die: Protonenbestrahlung und Schwerionenbestrahlung.
  • Intraoperative Radiotherapie (IORT): hier erfolgt die Bestrahlung während der Operation des Tumors. Der Tumor wird entfernt, das umliegende Gewebe, das sogenannte „Tumorbett“ liegt nun frei und wird direkt bestrahlt. Hierfür arbeiten Chirurgen und Strahlentherapeuten zusammen. Diese Therapieform eignet sich für Tumoren im Bauchraum oder bei Brustkrebs. Die umliegenden Organe werden dabei besser geschützt.

 

Welche Nebenwirkungen kann die perkutane Strahlentherapie verursachen?

Die perkutane Strahlentherapie ist mit Nebenwirkungen verbunden, da meist auch gesundes umliegendes Gewebe mitbestrahlt und dadurch geschädigt wird. Eine Strahlentherapie wird allerdings so geplant, dass diese Schädigungen so gering wie möglich sind.

Nebenwirkungen treten bei einer perkutanen Strahlentherapie nur „lokal“ auf, das heißt dort, wo bestrahlt wird. Einzig Müdigkeit (Fatigue) und Abgeschlagenheit können als allgemeine Nebenwirkung der Bestrahlung auftreten.

Häufige Nebenwirkungen betreffen vor allem die Haut, da sie an den bestrahlten Stellen reagiert. Weitere Nebenwirkungen können Blutbildveränderungen, Übelkeit und Erbrechen, Probleme beim Essen und Trinken, Schleimhautentzündungen und psychische Belastung sein. Weitere Details zu den Nebenwirkungen bei Strahlentherapie.

Wie läuft die perkutane Strahlentherapie ab?

Eine perkutane Strahlentherapie läuft in drei Schritten ab: Vorbereitungen, Bestrahlungssitzungen und Nachsorge. Zu den Vorbereitungen gehört das Erstgespräch mit dem Patienten, Planungs-Computertomographie (CT) und Bestrahlungsplanung. Anzahl und Ablauf der Behandlungssitzung(en) hängen von der Art der Therapie und von der Erkrankung ab. Genauso die Nachsorge, die einige Wochen nach Beendigung der Therapie erfolgt. Weitere Detail unter Ablauf einer Strahlentherapie.

Wie viel kostet eine perkutane Strahlentherapie?

Bei den Kosten der perkutanen Strahlentherapie besteht, je nach Art und Anzahl der Behandlungen, eine große Preisspanne. Viele Behandlungen werden aber aktuell von den Krankenkassen vollständig übernommen. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Arzt.

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Zuletzt geändert am: 15.07.2024
Autor
Expertengremium Strahlentherapie

Hauptautorin: Dr. med. Monika Panzer - Fachärztin für Strahlentherapie und Radioonkologie

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Adamietz, IA. (12.04.2014) Rebestrahlung von schmerzhaften Knochenmetastasen. In: Strahlentherapie und Onkologie. Vol. 190, S.497–498.

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