Protonentherapie

Auf einen Blick

  • Die Protonentherapie ist eine Bestrahlung mittels Protonen
  • Sie hat eine hohe Präzision, Eindringtiefe und Energieabgabe im Tumor
  • Die Protonentherapie ist besonders schonend und dadurch nebenwirkungsarm

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Protonentherapie?

Die Protonentherapie ist eine Form der Strahlentherapie. Sie gehört zu den perkutanen (externen) Strahlentherapien, das bedeutet die Strahlenquelle befindet sich außerhalb des Patienten.

Im Gegensatz zu den gängigen Bestrahlungen (z.B. mit Linearbeschleunigern), wird mit Protonen, das sind positiv geladene Teilchen aus Atomen, bestrahlt. Diese haben andere physikalische Eigenschaften als Photonen (Lichtteilchen), die sich bei der Behandlung von Krebserkrankungen zunutze gemacht wird.

Gut zu wissen: Ist die Protonentherapie dasselbe wie eine Bestrahlung? Ja, es ist eine Form der Bestrahlung. Die Besonderheit ist, dass mit Protonen (positiv geladenen Teilchen) bestrahlt wird. Vom Ablauf ist es aber sehr ähnlich.

Wie funktioniert eine Protonentherapie?

Eine Protonentherapie läuft ähnlich wie eine „normale“ Bestrahlung ab.

Dauer Protonentherapie: Die Bestrahlungen finden an 4-5 in der Woche über mehrere Wochen (6-8) statt. Der genaue Ablauf hängt von der Erkrankung und dem individuellen Fall ab (z.B. wenn zeitgleich eine Chemotherapie erfolgt).

Besondere Eigenschaften der Protonenstrahlen:

  • Energieabgabe: sobald Strahlen ins Gewebe eindringen, geben sie Energie ab. Diese Energie schadet den Zellen im Körper, die sie abbekommen. Eine Strahlentherapie wird so geplant, dass möglichst viel Energie im Tumor ankommt und nur wenig im gesunden Gewebe. Protonen haben den Vorteil, dass sie deutlich weniger Energie auf dem Weg in den Tumor abgeben und dafür den Großteil ihrer Energie im Tumor entladen. Zudem stoppt der Protonenstrahl im Tumor (Bragg Peak) und hat damit keinen Austrittspunkt, wie bei einer konventionellen Bestrahlung.
  • Hohe Präzision durch Anpassung der Geschwindigkeit: die Bestrahlung mit Protonen ist millimetergenau und kann sehr gut gesteuert, bzw. dem Tumor angepasst werden. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Eindringtiefe (das heißt, wie tief die Strahlen in das Gewebe eindringen) sehr genau über die Geschwindigkeit der abgegebenen Bestrahlung gesteuert werden kann. Das erlaubt, dass die Bestrahlung mittels Bildgebung (Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) – Bilder) sehr genau an den Tumor angepasst werden kann.
  • Höhere Eindringtiefe: Protonenstrahlen können tiefer in menschliches Gewebe eindringen, wodurch auch tieferliegende Tumoren erreicht werden können.

Wann wird eine Protonentherapie eingesetzt?

Die Protonentherapie kann bei verschiedenen Tumoren und Krebserkrankungen eingesetzt werden. Sie eignet sich besonders für Tumoren, die:

  • besonders tief liegen, wegen der höheren Eindringtiefe
  • von wichtigen oder besonders sensiblen Strukturen umgeben sind, weil sie so präzise ist
  • schwer zugänglich sind oder durch eine Operation nicht oder nicht ganz entfernt werden können
  • eine besonders hohe Strahlendosis benötigen
  • im Kindesalter auftreten, weil sie besonders schonend ist

Die Protonentherapie ist bei einer Vielzahl von Tumoren anwendbar:

  • Tumoren im Zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark)
  • Augentumoren (z.B. Aderhautmelanom)
  • HNO-Tumoren
  • Sarkomen
  • Urogenitalen Tumoren (z.B. Prostata, Blase)
  • Lymphome
  • Leberkarzinom
  • Rektumkarzinom
  • Glomustumoren

Gut zu wissen: die Protonentherapie wird häufig bei der Bestrahlung von Kindern angewendet, weil sie besonders schonend für das umliegende Gewebe ist. Da Kinder sich noch im Wachstum befinden, kann es beim mitbestrahlten Gewebe zu deutlich schlimmeren Komplikationen kommen als bei Erwachsenen.

Was sind die Vorteile einer Protonentherapie?

Durch die besonderen Eigenschaften der Protonen, bietet die Protonentherapie zahlreiche Vorteile:

  • Eine hohe Präzision
  • Bessere Schonung des umliegenden Gewebes
  • Weniger Nebenwirkungen
  • Hohe Strahlendosis im Tumor
  • Effiziente Tumorbehandlung mit guten Heilungschancen

Welche Nebenwirkungen hat eine Protonentherapie?

Da die Protonenstrahlen schonender für das umliegende Gewebe sind, entstehen auch weniger Nebenwirkungen, als bei einer konventionellen Strahlentherapie. Sie treten auch nur dort auf, wo auch bestrahlt wurde, also wo die Strahlen in den Körper eingedrungen sind. Häufig sind:

  • Hautreizungen: an der bestrahlten Haut und an den Schleimhäuten
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bei Behandlung der Prostata, kann es zu einem brennenden Gefühl beim Wasserlassen kommen
  • Bei Behandlung im Kopfbereich, kann es zu Haarausfall kommen

Gut zu wissen: die Nebenwirkungen sind nur lokal begrenzt und bilden sich normalerweise innerhalb weniger Wochen nach Beendigung der Bestrahlung zurück.

Dadurch, dass die Protonenbestrahlung weniger Nebenwirkungen hat, hat sie auch weniger Spätfolgen.

Welche Krankenkasse übernimmt die Kosten einer Protonentherapie?

Die Protonentherapie ist noch nicht Bestandteil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen. Es bestehen aber mit einigen gesetzlichen und privaten Krankenkassen Verträge zur Kostenübernahme. Fragen Sie am besten bei Ihrem Arzt oder Ihrer Krankenkasse nach.

Wo wird Protonentherapie angeboten?

Es gibt in Deutschland derzeit fünf Zentren, die eine Protonentherapie anbieten.

  • Westdeutsches Protonentherapiezentrum Essen
  • Ionenstrahl-Therapiezentrum Heidelberg
  • Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT)
  • Universitäts-Protonen-Therapie Dresden
  • Protonenzentrum der Charité, Berlin (ausschließlich für Augentumoren)
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Zuletzt geändert am: 24.07.2024
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