Was ist Ihnen in der Betreuung von Patient*innen mit onkologischen Erkrankungen besonders wichtig?
Wichtig ist mir - und das setze ich immer voraus - die Fähigkeit von Patient*innen zu entscheiden, was gut für sie ist. Nicht, was für den Pflegedienst gut ist oder für die Angehörigen, sondern wirklich Patient*innen einen Blumenstrauß mit Möglichkeiten zu eröffnen, wo sie für sich die richtige auswählen können.
Wie unterstützen Sie Patient*innen bei der Entscheidungsfindung?
Erstmal lassen wir uns von Patient*innen erklären, was sie bisher schon erlebt haben und wie sie ihre jetzige Situation einschätzen. Das kriegt man meistens in einem Gespräch gut raus.
Wenn man allerdings Angehörige hat, die einem zum Vieraugengespräch bitten und einen schon in eine gewisse Richtung lenken wollen, dann ist das oft ein Hinweis darauf, dass Patient*innen in ihrer Entscheidung nicht ganz frei sind. In diesen Fällen übernehmen die Angehörigen einfach das Zepter, ohne dass dies die Patient*innen möchten. Da müssen wir hellhörig sein. Das ist eine sehr große Verantwortung für uns, denn die Menschen mit der Krankheit, sind letztlich die, die mit allen Entscheidungen zurechtkommen müssen.
Was ist eine Herausforderung in der Betreuung von onkologischen Patient*innen?
Einerseits haben wir in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte in der Krebstherapie gemacht. Es gibt viele neue Therapierichtungen. Andererseits kämpfen wir teilweise mit Heilversprechen, die gemacht werden, aber auf Kosten der Lebensqualität gehen. Das verunsichert Patient*innen, ob sie die Therapie machen sollen oder nicht. Mit solchen Fragestellungen kommen sie dann zu uns.
Wie gehen Sie damit um?
Wir verweisen natürlich erst einmal auf die ärztliche Meinung, weil Ärzt*innen diejenigen sind, die die Therapie gemeinsam mit Patient*innen festlegen. Dann versuchen wir Patient*innen in ihrer Meinung zu bestärken oder versuchen herauszufinden, was sie eigentlich möchten.
Natürlich kann unser Ziel nicht sein eine Therapie zu empfehlen oder davon abzuraten, sondern geht es darum, dass Patient*innen eine „Nachdenkauszeit“ bekommen. So können sie das Gesagte und das Erlebte noch einmal ein bisschen sacken lassen und sich vielleicht wirklich hinterfragen, was sie eigentlich wollen und hinter welcher Therapie sie wirklich stehen können. Auch die Möglichkeit das nochmal mit den Angehörigen zu besprechen ist wichtig. Es ist quasi eine „Verschnaufpause“ nach der ärztlichen Einschätzung und da helfen wir mit Informationen und Beratung.