Metastasen bei Krebs

Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu der Entstehung, der Bedeutung un der Behandlung von Metastasen.

Auf einen Blick

  • Metastasen sind Tumorabsiedlungen, das heißt es lösen sich Zellen aus dem Tumor und gelangen in andere Teile des Körpers
  • Es gibt unterschiedliche Arten von Metastasen
  • Ob und wann ein Tumor streut, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab
  • Fernmetastasen deuten meist auf eine fortgeschrittene Krebserkrankung hin und haben einen Einfluss auf die Prognose des Patienten
  • Metastasen können Schmerzen verursachen, die aber in der Regel gut behandelbar sind

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was sind Metastasen?

Metastasen (von griechisch metastasis= Wegzug, auch Tochtergeschwülste, lat. Filiae) sind Tumorabsiedlungen. Das bedeutet, dass sich Zellen aus dem ursprünglichen Tumor (Primärtumor) lösen und zum Beispiel über Blut- oder Lymphbahnen in andere Teile des Körpers gelangen. So können sie in andere Gewebe eindringen und sich dort „ansiedeln“. Das heißt sie breiten sich dort aus. Man sagt in diesen Fällen auch, dass der Krebs „gestreut“ hat.

Die Bildung von Metastasen ist eine spezifische Eigenschaft von Krebszellen. Normale Körperzellen haben einen festen Platz in einem Gewebeverbund. So wandern zum Beispiel Leberzellen nicht einfach in die Lunge oder Haarzellen nicht in die Knochen. Es gibt nur wenige Ausnahmen davon, zum Beispiel Blutzellen oder Zellen des Immunsystems, die im Körper „unterwegs“ sind.

Wie entsteht eine Metastase?

Einzelne Tumorzellen oder kleine Gruppen lösen sich aus dem soliden Verbund des Ursprungstumors. Sie können durch den Blut- oder Lymphstrom erfasst und weitertransportiert werden. Das ist möglich, weil Tumorzellen vermutlich nicht so eng und fest miteinander verbunden sind, wie es normale Zellen sind.  

Achtung: wie genau es zur Metastasierung kommt ist noch nicht vollständig geklärt, daher sind genaue Aussagen und Erklärungen aktuell nicht möglich. Das kann es Patienten schwer machen den Prozess zu begreifen.

Was ist das Lymphsystem?

Das Lymphsystem durchzieht unseren Körper in einem Netz aus Gefäßen, ähnlich wie Blutgefäße. Sie transportieren Flüssigkeit (kein Blut).

Die Gefäße münden in Lymphknoten. Das sind kleine Gewebeknoten, die sich vergrößern können (dann kann man sie meist selbst gut tasten). Das tun sie zum Beispiel bei einem Infekt, denn das Lymphsystem ist Teil der körpereigenen Abwehr. Lymphknoten filtern Bakterien und andere schädliche Stoffe aus dem Körper und zerstören sie. Die gereinigte Flüssigkeit wird zurück ins Blut geleitet.

Damit Tumorzellen im Blut nicht von Immunzellen erkannt und zerstört werden, haben sie Strategien entwickelt, um sich zu schützen. Sie „tarnen“ sich und sind so „unsichtbar“ für die körpereigene Abwehr (das Immunsystem). Hier setzen auch einige Immuntherapien an.

Um sich in einem neuen Gewebe ansiedeln zu können, müssen es die metastasierenden Tumorzellen schaffen sich darin zu integrieren. Dafür müssen sie sich mit den dortigen Zellen verbinden und sich an sie anpassen. Haben sie das geschafft, regen sie die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) an, damit sie versorgt werden. Nun kann die Metastase wachsen und verdrängt so das gesunde Gewebe.

Gut zu wissen: nicht jede Zelle, die sich aus dem Tumor löst, schafft es auch eine Metastase zu bilden, denn es handelt sich um einen sehr komplexen Prozess, bei dem Tumorzellen große Hürden überwinden müssen.

Was gibt es für Metastasen?

Metastasen werden aufgrund verschiedener Kriterien noch einmal in Untergruppen differenziert. So zum Beispiel:

  • Nach ihrem Abstand zum Ursprungstumor: zum Beispiel gibt es „Fernmetastasen“ die (wie der Name vermuten lässt) weit weg vom eigentlichen Tumor auftreten.
  • Nach dem Metastasierungsweg: dabei sind sie danach benannt, wie sie sich im Körper verbreiten, z.B. heißen Metastasen, die sich über das Blut verteilen hämatogene Metastasen.
  • Nach dem Organ, in dem sie sich befinden: so nennt man Metastasen des Skelettsystems Knochenmetastasen.
  • Nach ihrer Größe: große, Makrometastasen und kleine, Mikrometastasen
  • Nach ihrer Verteilung: dabei geben die Namen einen Eindruck darüber wie viele Metastasen in wie vielen unterschiedlichen Organen verteilt sind. Zum Beispiel ist eine Solitärmetastase eine einzelne Metastase im gesamten Organismus.

Übrigens: es gibt sogenannte „schlafende Tumorzellen“. Das sind Metastasen, die in einem inaktiven Zustand im Körper überdauern (ohne zu wachsen) und nach Jahren oder Jahrzehnten in einen aktiven Zustand wechseln können. Sie könne auch ohne den Primärtumor im Körper überleben.

Wie lange dauert es bis ein Krebs streut?

Darüber lässt sich keine pauschale Aussage treffen. Zum einen hängt es von Eigenschaften des Tumors selbst ab, zum anderen spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle:

  • Der Immunstatus: das ist der Zustand des Immunsystems. Ist das Immunsystem aufgrund anderer Erkrankungen bereits geschwächt, kann es schlechter auf eine beginnende Krebserkrankung reagieren.
  • Die Position des Tumors: wo im Körper und im betroffenen Gewebe befindet sich der Tumor
  • Die Versorgung des Tumors: die sogenannte „Vaskularisierung“, also wie gut der Tumor oder das umliegende Gewebe durch Blutgefäße versorgt ist. Je mehr Blutgefäße den Tumor durchziehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass einzelne oder mehrere Zellen mitgeschwemmt werden.
  • Physikalische Einflussgrößen: das kann Druck sein, der auf den Tumor oder das umgebende Gewebe ausgeübt wird oder Eigenschaften der Tumorzellen selbst. So wurde gezeigt, dass aggressive Tumorzellen besonders „weich“ sind.

Grundsätzlich gilt: je aggressiver ein Tumor ist, desto früher erfolgt eine Metastasierung.

Wohin streuen Tumore?

Obwohl es eine große Anzahl an Möglichkeiten gibt, wo Metastasen hinstreuen können, gibt es bei vielen Tumorarten klare Häufigkeitsverteilungen. Oft handelt es sich dabei entweder um benachbarte Strukturen, zum Beispiel nahegelegene Lymphknoten oder im Blutkreislauf nachfolgende Organe, zum Beispiel Lebermetastase bei Darmkrebs, da das Blut vom Darm in die Leber fließt.

Hier einige der häufigsten Tumorarten und dazugehörige Fernmetastasen:

  • Brustkrebs:
    • Häufig: Knochen-, Leber- und Lungenmetastasen
    • Weniger: Gehirn, Haut
  • Prostatakrebs:
    • Häufig: Knochen
    • Weniger: Leber, Lunge, Gehirn
  • Darmkrebs:
    • Häufig: Leber, Lunge
    • Weniger: Bauchfell, Knochen, Eierstöcke
  • Lungenkrebs:
    • Häufig: Gehirn, Knochen, Leber, Nebennieren

Wie gefährlich sind Metastasen? Wie lange kann man mit Metastasen leben?

Die Gefährlichkeit von Metastasen und ihr Einfluss auf die Lebenserwartung und die Prognose des Patienten hängt von mehreren Faktoren ab.

Lymphknotenmetastasen in der Nähe des Tumors, als „Lymphknotenbefall“ bezeichnet, wird nicht als fortgeschrittene Erkrankung gewertet. Eine Behandlung, die auf Heilung abzielt, ist möglich.

Fernmetastasen, das sind Metastasen, die weit weg vom Ursprungstumor auftreten. Sie sind ein Zeichen für eine fortgeschrittene Krebserkrankung. In diesem Fall ist es zwar meist möglich die Erkrankung zurückzudrängen oder vorübergehend aufzuhalten, eine vollständige Heilung ist aber meist nicht möglich.

Wie die Krankheit sich entwickelt, hängt meist von unterschiedlichen Faktoren ab (z.B. biologische Eigenschaften des Tumors, Ansprechen des Tumors auf die Therapie, Begleiterkrankungen, Allgemeinszustand). Genauso spielen die Metastasen eine Rolle: wie viele sind es? Wie und wo sind sie verteilt? Wie groß sind sie? Und welche Schäden richten sie an? Aufgrund dieser ganzen Informationen ist es möglich mit Ärzten die eigene Prognose zu besprechen.

Hat man Schmerzen bei Metastasen? 

Metastasen können Schmerzen verursachen, je nachdem, wo sie sich befinden und wie sie sich ausbreiten. Zum Beispiel:

  • Knochenmetastasen: können Schmerzen ausüben, weil sie Druck auf die Knochenhäute (Bindegewebe, das die Knochen umgibt) ausüben oder der Knochen bricht, weil der Knochen durch die Metastasen geschädigt wurde
  • Metastasen im Nervengewebe: wächst eine Metastase in Nervengewebe hinein, kann das Nervenschmerzen bei Patienten verursachen.
  • Hirnmetastasen: können Kopfschmerzen auslösen
  • Lebermetastasen: dehnt eine Metastase die umgebende Bindegewebshülle um die Leber, entstehen sogenannte Kapselschmerzen

Wichtig: besprechen Sie jegliche Schmerzen mit ihrem Arzt. Nur dann ist es möglich die Ursache abzuklären und den Schmerz entsprechend zu behandeln. Die Angst vor Schmerzen ist bei Patienten mit Krebserkrankungen groß, sie sind aber meist gut behandelbar.

Sind Metastasen heilbar?

Metastasen können durch unterschiedliche Verfahren behandelt werden, ähnlich wie der Primärtumor auch. So kommen die „üblichen“ Therapien auch für sie in Frage: Operation, Chemotherapie (diese wirkt nicht nur auf den Ausgangstumor, sondern auch auf die Metastasen), Bestrahlung oder Hormon- und Immuntherapie.

Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, erfolgt eine palliative Behandlung. In diesem Fall liegt der Fokus auf der Symptomkontrolle und nicht auf der Heilung. So kann zum Beispiel eine Metastase bestrahlt werden, die Schmerzen verursacht und so die Lebensqualität des Patienten verbessert werden.

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Zuletzt geändert am: 17.03.2025
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