„Dann machen wir gleich noch die Aufklärung für den Eingriff“, spricht mein Arzt und fischt aus einer nahegelegenen Schublade ein Formular heraus, schnappt sich einen Kugelschreiber aus seinem weißen Kittel und legt los. Er erklärt mir, wie der Eingriff ablaufen soll, was sie machen, wie lange der es dauern wird und versichert mir, dass das alles Routine sei.
So klingt es auch, als er schnell und mechanisch durch den Aufklärungsbogen führt, als ob er innerlich abgeschaltet hätte und eine Tonbandaufnahme abspielen würde, während er in Gedanken schon beim Mittagessen ist. Er macht mal hier, mal da einen Kreis oder Ausrufezeichen auf den Bogen und sagt mir was ich nach dem Eingriff zu erwarten habe und was ich machen soll, wenn es blutet. Er stellt mir das wort-case-Szenario vor, also was im schlimmsten Fall schief gehen kann. Worauf ich achten soll, was ich für Medikamente gegen die Schmerzen bekomme, wann die Fäden gezogen werden, dass ich sechs Stunden vorher nichts mehr essen darf, zwei Stunden vorher nichts mehr trinken und eine Stunde vorher soll ich noch dieses Medikament auftragen. Ach, und das ist der Zettel mit der Notfallnummer. Und hier ist noch der Zettel für die IGel Leistung, weil der Laser nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Das mit dem Laser klingt freilich cool, ein bisschen nach Star Wars, aber bevor ich mich damit gedanklich auseinandersetzen kann, ist er auch schon durch: „Haben Sie noch Fragen? Nein? Dann unterschreiben Sie bitte hier.“
Ich sitze mit drei Zetteln, einem Rezept, einem Medikament und vielen Fragen auf dem Behandlungsstuhl und wundere mich, was gerade passiert ist. Ab wann darf ich nichts mehr trinken? Wieviel zeitlichen Abstand soll ich zwischen den Medikamenten lassen? Was kann nochmal alles schiefgehen? Eines ist für mich klar: für mich ist das keine Routine. Ich werde operiert und bekomme das erste Mal eine Vollnarkose. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht wirklich eine Wahl habe, wenn ich möchte, dass die Schmerzen aufhören, trotzdem fühle ich mich überrumpelt, von dem, was da auf mich zukommt. So als hätte man mir eben mitgeteilt, dass ich nach Alaska versetzt werde und das Taxi zum Flughafen draußen schon auf mich wartet.
Wie aus der Ferne sehe ich mir dabei zu, wie ich den Stift nehme, den mir mein Arzt erwartungsvoll hinhält und den Aufklärungsbogen unterschreibe. Wird schon alles gutgehen, denke ich.