Strahlentherapie (Radiotherapie) bei Krebs

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist neben Operation und Chemotherapie eine der zentralen Säulen der bewährten Krebstherapie. Alle wichtigen Informationen erhalten Sie nachfolgend.

Auf einen Blick

  • Eine Strahlentherapie ist ein lokales Behandlungsverfahren zur Zerstörung von Krebszellen mittels ionisierender Strahlung
  • Eine Strahlentherapie kann mit unterschiedlichen Zielen in der Gesamtbehandlung einer Krebserkrankung eingesetzt werden
  • Es gibt zwei Arten der Strahlentherapie: die perkutane „externe“ Strahlentherapie und die „innere“ Brachytherapie
  • Die Dauer der Bestrahlung ist von der Erkrankung abhängig. Meist werden Bestrahlungsserien über mehrere Wochen gemacht
  • Eine mehrmalige Bestrahlung ist meist möglich

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Strahlentherapie bei Krebs?

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist, neben Operation und Chemotherapie, eine der drei Säulen der Krebstherapie. Sie wird bei jedem zweiten Patienten im Laufe seiner Erkrankung angewandt.

Eine Strahlentherapie ist ein lokales Behandlungsverfahren. Es wird nicht der ganze Körper behandelt, sondern ein genau definierter Teil des Körpers (z.B. im Gegensatz zu einer Chemotherapie, die im ganzen Körper wirkt). Damit können Nebenwirkungen eingegrenzt werden.

Bei einer Strahlentherapie setzt man ionisierende Strahlen ein, um Krebszellen zu zerstören. Die Strahlung wirkt auch auf die gesunden Zellen, wodurch Nebenwirkungen entstehen. Im Gegensatz zu Krebszellen, können sie sich aber selbst reparieren, wodurch auch die Nebenwirkungen abklingen.

Gut zu wissen: Bestrahlungen werden so geplant und weiterentwickelt, dass die Schädigung der gesunden Zellen immer so gering wie möglich ist.

Voraussetzung für die Planung einer Strahlentherapie ist, dass mittels Bildgebungsverfahren (z.B. CT oder MRT) oder Information aus vorausgegangenen Operationen festgelegt werden kann, welche Strukturen im Körper bestrahlt werden sollen.

Wozu macht man eine Strahlentherapie?

Das Ziel einer Strahlentherapie ist es durch ionisierende Strahlen Krebszellen zu zerstören oder zumindest in ihrem Wachstum zu bremsen.

Sie wird vielfach eingesetzt:

  • Als alleinige Therapie: bei einigen Krebsarten kann eine Heilung allein durch eine Strahlentherapie erreicht werden (z.B. der lokal begrenzte Prostatakrebs oder Kehlkopfkrebs).
  • Neoadjuvant: vor eine Operation, z.B. um den Tumor zu verkleinern, damit er im Anschluss leichter operiert werden kann.
  • Adjuvant: nach einer Operation, um zurückgebliebene Krebszellen zu zerstören oder Zellen in den Ausbreitungswegen über die benachbarten Lymphabflusswege (feine Lymphgefäße mit den zwischengeschalteten Lymphknoten, in denen sich Krebszellen absiedeln können) und so einem Rückfall vorzubeugen. Wenn eine Krebserkrankung noch nicht über den Entstehungsort und dem benachbarten Lymphabfluss hinaus gestreut hat, bestehen gute Heilungschancen. Daher ist es wichtig, dass der Tumor und seine Absiedlungen in die regionalen Lymphwege komplett beseitigt werden.
  • Als Radiochemotherapie: das heißt in Kombination mit einer Chemotherapie.
  • Palliativ: in diesem Fall dient die Strahlentherapie als Symptomkontrolle und nicht zur Heilung (z.B. um die Schmerzen von Knochenmetastasen zu lindern).

Wichtig zu wissen: Bei gleichen Erfolgsausssichten, haben Bestrahlungen den Vorteil des Funktionserhalts des betroffenen Organs, gegenüber der Operation. Manchmal ist sie auch weniger belastend und risikoreich als ein großer operativer Eingriff unter Narkose.

Was für Strahlentherapien gibt es?

Es gibt zwei Arten der Strahlentherapie:

  • Die perkutane oder externe Strahlentherapie: dabei erfolgt die Bestrahlung von außen durch die Haut. Es werden die Bestrahlungsdosen in kleinen täglichen Dosen (fraktioniert) verabreicht, so dass mitbestrahltes gesundes Gewebe wenig geschädigt wird, Krebszellen aber abgetötet werden. Die Bestrahlung erfolgt meist mittels Linearbeschleuniger. Es gibt viele unterschiedliche Formen der perkutanen oder externen Strahlentherapie.

Gut zu wissen: Die Wirksamkeit der Strahlentherapie kann durch eine Chemotherapie gesteigert werden, indem sie die Strahlenempfindlichkeit der Tumorzellen erhöht. Das ist aber nicht bei allen Zytostatika (Chemotherapiemedikamenten) möglich.

  • Die Brachytherapie: die Bestrahlung erfolgt von innen, indem ein Applikator, das ist eine Hülse, die die Strahlungsquelle enthält, nah an das zu bestrahlende Gewebe herangebracht wird. Die Strahlung dringt nur wenige Zentimeter in das umliegende Gewebe, dadurch wird das restliche Gewebe geschont. Diese Art der Bestrahlung eignet sich für hohle Organe, z.B. Speiseröhre, Luftröhre, Enddarm, Gebärmutter, Vagina, Enddarm, Prostata oder HNO-Bereich. Bei Hautkrebs kann sie direkt auf die Haut aufgelegt werden. Die Hülse wird in die Körperöffnung oder Körperhöhle eingeführt und gibt dort ihre Strahlung ab. Dadurch kann eine hohe Strahlendosis direkt dort abgegeben werden, wo sie gebraucht wird. Beim Afterloading wird die Strahlenquelle erst dann eingeführt, wenn der Applikator bereits an Ort und Stelle ist. Dies dient dem Strahlenschutz, da sowohl der Patient als auch das Personal so kurz wie möglich in Kontakt mit der Strahlungsquelle kommt. Es gibt unterschiedliche Formen der Brachytherapie.

Wichtig zu wissen: Moderne Radiotherapie mit kleineren und mittelhohen Dosen erzeugt heute kaum mehr Nebenwirkungen. Davon profitieren Patienten mit  Tumorabsiedlungen (Metastasen), die große Beschwerden bereiten. Eine kurze palliative Radiotherapieserie führt oft zu guter Schmerzlinderung.

Wie lange dauert eine Strahlentherapie?

Eine Strahlentherapie wird meist als Bestrahlungsserie durchgeführt, mit typischerweise fünf Bestrahlungen pro Woche.

Es existieren unterschiedliche Bestrahlungsverfahren, entsprechend kann eine Bestrahlungsserie bis zu 40 Termine in acht Wochen umfassen, oder nur eine einzige hoch dosierte Bestrahlung im Falle einer stark konformalen stereotaktischen Bestrahlung oder bei schwer erkrankten Patienten, um einen raschen Effekt herbeizuführen. Bei der häufigen Bestrahlung der weiblichen Brust bei Mammakarzinom konnten in den letzten Jahren die Serien von 28 Behandlungen auf 15-16 verkürzt werden, ohne nachweislichen Nachteil für die Patientinnen.

Der tägliche Aufenthalt im Bestrahlungsraum dauert typischerweise ca. 10 Minuten. Mehr Aufwand - auch länger – kann z.B. bei einer Bestrahlung ausschließlich in tiefer Einatmung (Atemgating) zur Schonung von Herz und Lungenanteilen erforderlich sein, oder wenn mehrere Bereiche in einer Sitzung behandelt werden sollen.
Darüber hinaus sollten an manchen Tagen Gespräche mit den Fachärzten eingeplant werden.

Unterscheidet sich die Strahlentherapie bei den verschiedenen Krebsarten?

Ja! – Die Art der Radiotherapie, auch die Höhe der Bestrahlungsdosis, wird immer bestimmt von Tumortyp und Tumorstadium. Die meisten der unterschiedlichen radiotherapeutischen Methoden können an ein und demselben modernen Linearbeschleuniger durchgeführt werden.

Nutzen von Leitlinien: in den letzten 30-40 Jahren wurden zahlreiche Behandlungsstudien zum Nutzen der Strahlentherapie bei allen soliden Tumoren durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in Leitlinien zusammengefasst und werden immer wieder überarbeitet. Zu fast jeder Tumorart existieren mittlerweile deutsche und internationale Leitlinien. In den Leitlinien ist definiert, wie Strahlentherapie bei einer Tumorart eingesetzt werden sollte: Beim Ziel der Tumorheilung (in kurativer Absicht) als alleinige Radiotherapie oder in Kombination mit Chemotherapie (Radiochemotherapie) oder in Kombination mit einer Operation (davor oder danach). Dabei liegen meist verlässliche Zahlen zur Abschätzung des Nutzens in Abhängigkeit von Tumortyp und Stadium vor. Patienten werden nur Bestrahlungen angeboten, deren Effekt in Studien nachgewiesen wurde. Bei manchen Tumorarten und Ausbreitungsstadien kann der Patient zwischen Operation oder Radiotherapie wählen, da die Ergebnisse vergleichbar sind. Das Patientenschutzgesetz verpflichtet die Ärzte, den Patienten über alle konkurrierenden Behandlungsmethoden aufzuklären, sofern diese ähnliche Heilungsergebnisse erwarten lassen. So kann der Patient die für ihn beste Option wählen.

Wie lange dauert eine Strahlentherapie?

  • Dauer Bestrahlungsserie: es existieren verschiedene Bestrahlungsverfahren mit unterschiedlicher Dauer. Entsprechend kann eine Bestrahlungsserie bis zu 40 Termine in acht Wochen umfassen, oder nur eine einzige hochdosierte Bestrahlung im Falle einer stark konformalen stereotaktischen Bestrahlung oder bei schwer erkrankten Patienten, um einen raschen Effekt herbeizuführen. Oft wird eine Strahlentherapie als Bestrahlungsserie durchgeführt, mit typischerweise fünf Bestrahlungen pro Woche. Die Anzahl der Wochen hängt von Erkrankung ab.
  • Dauer Behandlungssitzung: auch der (tägliche) Aufenthalt im Bestrahlungsraum hängt vom jeweiligen Behandlungsverfahren ab. In der Regel dauert eine Sitzung ca. 10 Minuten. Mehr Aufwand - auch zeitlich gesehen – kann z.B. beim Atemgating, einer Bestrahlung ausschließlich in tiefer Einatmung zur Schonung von Herz und Lungenanteilen, erforderlich sein oder wenn mehrere Bereiche in einer Sitzung behandelt werden sollen.
    Darüber hinaus sollten an einzelnen Tagen Gespräche mit den Fachärzten eingeplant werden.

Wie oft kann man bestrahlt werden?

Die Frage, ob ein Patient mehrfach bestrahlt werden kann, hängt von der Situation ab:

  • Bestrahlung in einer anderen Körperregion: wenn in einer bestimmten Körperregion bestrahlt worden ist und später eine Strahlentherapie in einer anderen Region des Körpers nötig werden sollte, so ist dies im Hinblick auf die Vorbestrahlung (die erste Bestrahlung) zumeist problemlos möglich.
  • Bestrahlung in derselben Körperregion: wenn es in einem vorbestrahlten Körpervolumen zu einem erneuten Auftreten von Krebs kommt, muss eine zweite Bestrahlung sehr genau geprüft werden. Gesundes Gewebe erfährt durch eine erneute Bestrahlung deutlich höhere Schäden, da die Reparaturfähigkeit erschöpft ist. Je länger das Intervall zwischen erster und zweiter Bestrahlung ist, desto eher kann mit einer Erholung der Reparaturfähigkeit gerechnet werden. Als kurzes Intervall gelten 1-2 Jahre. Die Reparaturfähigkeit muss für alle zweitbestrahlten Gewebearten einzeln abgeschätzt werden. Ferner muss bei kurzfristigem Wiederauftreten von Krebswachstum mitten im vorbestrahlten Volumen angenommen werden, dass diese Krebsart eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Strahlung aufweist. Im Falle eines Wiederauftretens am Rande des Bestrahlungsvolumens könnte dagegen ein an sich strahlensensibler Tumor mit seinen Ausläufern bei der ersten Bestrahlung nicht komplett erfasst worden sein, hier erscheint ein zweiter Bestrahlungsversuch aussichtsreicher. Letztlich muss gegenüber sonstigen Behandlungsalternativen abgewogen werden.

Was muss man während einer Strahlentherapie beachten?

Das Wichtigste bei der Bestrahlung ist die richtige Lagerung. Denn es bedarf einer eines exakten „Treffens des Tumors“. Dazu muss “der errechnete Bestrahlungsplan mit der täglichen Dosisverteilung im Körper des Patienten genau übereinstimmen.

Hier kann der Patient „mitarbeiten“, indem er während der Planungs-Computertomographie (Planungs-CT) eine entspannte, gut wieder einnehmbare Lage findet. Voraussetzung hierfür ist Schmerzfreiheit.

Achtung: Bitte äußern Sie bei der ersten Lagerung sofort eventuelle Beschwerden, es ist wichtig für eine entspannte Lagerung zu sorgen. Auch Ängste führen zu Anspannungen. Sprechen Sie diese ruhig aus.

Wenn bei den Behandlungen eine verständnisvolle und vertrauensvolle Atmosphäre herrscht, gelingt die tägliche Lagerung der Patienten gewöhnlich sehr gut.

Bei Bestrahlungen im Becken muss die Füllung von Organen wie die Blase ebenfalls täglich gleich sein. Hierzu erhalten Sie Anleitungen.

Zudem können Patienten vor Beginn einer Strahlentherapie weitere Vorbereitungen treffen.

Ist man während einer Bestrahlungsserie fahrtüchtig?

Die Fahrtüchtigkeit während einer Strahlentherapie, hängt von den Nebenwirkungen und der bestrahlten Region ab.

Erleben Patienten nur geringe Nebenwirkungen, z.B. bei Bestrahlung der Brust bei Mammakarzinom oder der Prostata bei Prostatakarzinom, sollten sie ihren Alltag nicht einschränken. Sie können weiterhin mit ihrem PKW zu Einkäufen, Treffen mit Freunden und Sportaktivitäten fahren. Daher können sie auch mit dem eigenen PKW zur täglichen Radiotherapie fahren.

Sind Patienten jedoch durch die Erkrankung geschwächt, müde, auf starke Schmerzmittel angewiesen oder werden am Gehirn bestrahlt, sollten sie nicht selbst zum Steuer greifen. Ein Patient sollte auch an Tagen, an denen gleichzeitig zur Bestrahlung eine Chemotherapie verabreicht wurde, nicht selbst ein Auto lenken.

Kosten werden von den Krankenkassen für die Fahrt zur Strahlentherapie übernommen, egal ob der Patient selbst oder Angehörige fahren. Auch Kosten für Taxi- oder Krankentransporte werden übernommen, sofern vom Arzt bescheinigt wird, dass diese erforderlich sind.

 Kann man eine Bestrahlung unterbrechen?

Dies sollte nur geschehen, wenn ein zwingender Grund (etwa ein Unfall oder eine weitere und plötzliche ernste Erkrankung, die eine Bestrahlung verhindert) vorliegt.

Dies liegt daran, dass eine Bestrahlungspause den Tumorzellen die Möglichkeit gibt, sich zu regenerieren und den Grad der Schädigung, der bereits durch die Strahlentherapie erreicht wurde, wieder zu reparieren. Damit verliert die Strahlentherapie, bei Fortführung nach der Unterbrechung, einen Grad an Wirksamkeit, der meist mit der Dauer der Unterbrechung zusammenhängt. Eine Verlängerung der Bestrahlungsserie (bei gleicher Gesamtdosis) um wenige Tage wirkt sich zum Beispiel geringer aus, als eine längere Unterbrechung. Wie stark sich eine Unterbrechung der Bestrahlungsserie auswirkt, hängt allerdings auch von der Tumorart, genauer von deren Reparaturgeschwindigkeit, ab. Zur Kompensation von Bestrahlungspausen kann nach der Pause an einigen Tagen zweimal pro Tag behandelt werden – eine Erhöhung der Gesamtdosis dagegen ist nicht zu empfehlen.

Wo wird eine Strahlentherapie gemacht?

Eine Strahlentherapie kann in der Regel ambulant erfolgen. In seltenen Fällen erfolgt sie stationär. Die Behandlung ist in einer Klinik oder einer Praxis möglich. Sie sollte durch einen Facharzt für Strahlentherapie oder Radioonkologie durchgeführt werden.

Für alle Organisationsformen gelten Qualitätskriterien. Alle Einrichtungen müssen sich alle zwei Jahre einem Qualitäts-Audit der Ärztekammer unterziehen (Begehung durch die „Ärztliche Stelle“), wobei Personal- und Geräteanforderungen überprüft werden. So kann eine hohe Qualität garantiert werden.

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Zuletzt geändert am: 01.07.2024
Autor: Expertengremium Strahlentherapie

Hauptautorin: Dr. med. Monika Panzer - Fachärztin für Strahlentherapie und Radioonkologie

Hauptautor: Dr. med. Peter Stoll - Facharzt für Strahlentherapie, Facharzt für diagnostische Radiologie, Facharzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren

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